„Sieben Jahre mache ich das schon mit. Das kostet viel Energie“, sagt der 24 jährige Mike, in einem Interview dem ORF. Mike ist schon sieben Jahre arbeitslos und obdachlos (Zeit im Bild, ORF, 10. Juni 19.30h). Keine Arbeit haben bedeutet oft, dass Menschen sich ausgeschlossen fühlen. VideoAudio (direkt), podcastAudio („Mehr“-Variante)

Arbeitslose sagen sich manchmal: Wer braucht mich noch, was hat mein Leben für einen Sinn? Dieser Frust muss schrecklich sein.

Ich hoffe, dass Verantwortliche in Politik und Wirtschaft sich mehr anstrengen, genügend Jobs zu schaffen.

Ich möchte spüren, dass Menschen mich brauchen, dass ich nützlich bin. Darüber hinaus ist es schön für mich, dass ich glauben kann: Gott gibt mir eine Aufgabe für meine Leben. Diese Aufgabe besteht besonders dass ich zum Frieden beitrage und Gott lobe. Da fühle ich mich vom Heiligen Franziskus verstanden, der immer wieder gebetet hat: Höchster Gott, hilf mir die Aufgabe zu erfüllen, die du für mich hast.

Mehr dazu finden sie weiter unten.

Lesejahr B, Hochfest Geburt Johannes des Täufers, Homilie 2012, Homilie, Br. René Dorer

Bibelstellen: Jes 49, 1-6; Ps 139 (138), 1-3.13-14.15-16; Apg 13, 16.22-26

Andere Literatur:

Gebet vor dem Kreuzbild von San Damiano (= GebKr), hier: GebKr, in: Dieter Berg, Leonhard Lehmann (Hg.), Franziskusquellen, Die Schriften des heiligen Franziskus, Lebensbeschreibungen, Chroniken und Zeugnisse über ihn und seine Orden, Kevelaer 2009, 13.

Einheitsübersetzung der Hl. Schrift, Katholisches Bibelwerk, Stuttgart

mehr: Audio („Mehr“-Variante)

Arbeitslos und obdachlos ist Mike. Der 24 Jährige erzählt in einem Fernsehinterview: „Sieben Jahre mache ich das schon mit. Zuerst hat mich meine Mutter rausgehaut und ich bin ins Krisenzentrum gekommen“ (Zeit im Bild, ORF, 10. Juni 19.30h). Sieben Jahre keine Arbeit. Mike ist jetzt mit über 80 Bewohnern im „Haus für junge Erwachsene“ in Wien. Die Arbeitslosigkeit unter jungen Leuten ist im Steigen.

Keinen Job haben bedeutet oft, dass Menschen sich ausgeschlossen fühlen. Arbeitslose sagen sich häufig: „Wer bin ich überhaupt noch? Ich habe nichts. Wer braucht mich noch, was hat mein Leben für einen Sinn?“ Dieser Frust muss schrecklich sein. Da müssen ja oft gesunde noch psychisch krank werden. Manche Menschen ohne Arbeit werden sogar kriminell oder nehmen sich das Leben.

Deshalb ist für mich die Arbeitslosigkeit ein schwerwiegender Missstand unserer Gesellschaft. Ich hoffe, dass Verantwortliche in Politik und Wirtschaft sich mehr anstrengen, genügend Jobs zu schaffen. Den Menschen ohne Arbeit wünsche ich Helfer, die sie gut begleiten, dass sie an ihrer Notsituation nicht verzweifeln.

Hier wird klar, dass es für Menschen wichtig ist, dass sie spüren ich habe eine wichtige Aufgabe, ich werde gebraucht. Diese Erfahrung können Leute in verschiedenen Bereichen machen. Lehrlinge oder Studenten haben die Aussicht auf einen Beruf und hoffen, dass sie für andere einmal wichtig sein werden. Berufstätige werden sich eher nützlich fühlen als Menschen ohne Arbeit. Eltern erleben oft, wie gut es tut, Verantwortung für ihre Kinder zu haben.

Auch ich brauche die Erfahrung, dass ich nützlich bin für die Gesellschaft. Besonders schön ist für mich, dass ich weiß: Gott hat eine Aufgabe für mich. Ich bin ihm wichtig. Er ruft, er beruft mich, mitzuarbeiten an an seinem Projekt: Er will eine Welt, in der die Menschen einander helfen und mit ihm selbst Gemeinschaft haben. Es tut mir gut zu wissen: Auch wenn ich mal keine Arbeitsstelle hätte: Gott hat immer eine Aufgabe für mich und das seit der ersten Sekunde meines Lebens.

Ähnlich hat es der Prophet Jesaja geglaubt. Er sagt einmal: „Der Herr hat mich schon im Mutterleib berufen“ (Jes 49,1). Er spürt: Gott ruft mich, er beruft mich, er gibt mir einen Beruf, eine wichtige Aufgabe. Jesaja weiß, dass er deshalb ganz besonders hinhören muss, was Gott von ihm will. Den jüdischen Propheten war bewusst: Das ist die Aufgabe, zu der Gott uns und alle Menschen ruft: Dass wir an einer gerechter Welt bauen und dabei auch Gott loben und ehren.

Aber auch ganz einfache Juden spürten: Gott ruft mich, er beruft mich, er hat für mich einen Auftrag, eine Aufgabe in diesem Leben. So ähnlich ist es auch dem Propheten Johannes dem Täufer ergangen. Die Berichte von seiner Geburt im Lukasevangelium zeigen, dass schon von Anfang an Gott seine Hand im Spiel hatte, dass Gott mit ihm einen Plan hatte. Ein Engel sagte zum Vater von Johannes „Fürchte dich nicht, Zacharias! Deine Frau Elisabeth wird dir einen Sohn gebären. … Er wird das Volk für den Herrn bereit machen“ (vgl. Lk 1,13-17). Für Johannes hatte Gott einen ganz konkreter Plan. Er sollte das Volk Israel bereit machen, Gott zu begegnen. Als Johannes erwachsen war wurde dieser Auftrag immer konkreter. Er erhielt von Gott den Auftrag aufzutreten und seine Aufgabe zu erfüllen. So schreibt der Evangelist Lukas: „Johannes erhielt den Auftrag, in Israel aufzutreten“ (vgl. Lk 1,80). Diese passive Formulierung drückt die Beauftragung durch Gott aus.

Ich denke Johannes konnte besonders intensiv spüren: Gott hat eine Aufgabe für mich. Die will ich erfüllen, das ist der große Sinn meines Lebens.

Sehr intensiv hat Jesus in dem Bewusstsein gelebt: Ich will die Aufgabe erfüllen, die Gott, mein Vater im Himmel, für ihn erdacht hat (vgl. Joh 6,38).

Ich bin überzeugt: Gott hat auch für mein Leben einen Plan. Wie er für das Leben eines jeden Menschen eine gute Idee hat. Je mehr ich mich in diese Idee Gottes hinein gebe, je mehr ich diesen Auftrag Gottes für mich auch umsetze, desto glücklicher werde ich. Mir ist klar, dass Gott allen Menschen in dieser Welt eine Aufgabe gibt. Sie besteht vor allem darin liebevoll zu handeln und Gott die Ehre zu geben. Das kann ein Arbeiter in einer Maschinenfabrik tun, dass kann eine Ehefrau oder auch ein Single tun, der im Restaurant freundlich die Pizzas serviert.

Ich denke da auch an den Heiligen Franziskus von Assisi. Auch ihm war klar: die wichtigste Aufgabe in diesem Leben ist das zu tun, was Gott von mir will. Deshalb hat er ganz oft ein Gebet zu Jesus gesprochen. In diesem Gebet, das uns überliefert ist, hat er Gott angefleht. „Gib mir,Herr, das rechte Erkennen, damit ich deinen heiligen Auftrag erfülle“ (vgl. GebKr . Auch Franziskus von Assisi spürte. Das gibt mir am meisten Sinn, wenn ich auf das höre, was Gott mit mir vorhat.

Ich glaube, dass jeder Menschen besonders jeder Getaufte von Gott einen Lebensauftrag hat. Wenn ich die Aufgabe erfülle, die Gott mir anvertraut, dann werde ich immer mehr spüren: mein Leben ist total sinnvoll. Mich macht das auf alle Fälle sehr glücklich das glauben können: Gott hat einen Plan für mich, und ich bin dabei, diesem Plan zu folgen.

Ich bitte Jesus, dass er der Gesellschaft hilft die Arbeitslosigkeit zu verringern, die so viele in an den Rand der Verzweiflung führt. Ich bitte Jesus für mich und die Menschen, dass wir immer mehr spüren können: Ich habe eine Auftrag von Gott, das macht mein Leben so Inhaltsvoll und bedeutend. So ähnlich, wie es der Prophet Jesaja spüren konnte: „Der Herr hat mich schon im Mutterleib berufen“ (Jes 49,1).