„Ich bin innerlich so unruhig in letzter Zeit. Ich bringe die Unruhe nicht weg“, erzählt mir jemand vor kurzem. Er ist verheiratet und hat nebenbei eine Freundin. Er spürt selbst, dass das nicht in Ordnung ist. Er kann die Nebenbeziehung trotzdem nicht lassen. Die Unruhe bleibt.

Für mich ist es klar woher sein innerer Unfrieden kommt. Woher sonst, wenn nicht aus der Lebenslüge: Er ist verheiratet und geht fremd.

Ich bin überzeugt, der innere Frieden kommt von einer liebevollen Lebensweise – dazu gehört auch die Treue in der Ehe. Ich glaube, dass Jesus uns hilft so etwas zu leben. Ich glaube, dass Jesus deshalb Frieden schenken kann – dem Ehemann der auf Abwegen ist, und auch mir. Mir fällt dazu auch ein, wie Jesus als der Auferstandene seine Jünger grüßt mit den Worten: „Der Friede sei mit euch“ (vgl. Joh 20,19)

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Lesejahr B, 2. Sonntag der Osterzeit, Br. René Dorer

Bibelstellen: Apg 4,32-35; Ps 118 (117), 2 u. 4.16-24; 1 Joh 5:1-6 ; Joh 20:19-31

Andere Literatur:

 Ermahnungen des Hl. Franziskus von Assisi (= Erm), hier: Erm 15,  in: Dieter Berg, Leonhard Lehmann (Hg.), Franziskusquellen, Die Schriften des heiligen Franziskus, Lebensbeschreibungen, Chroniken und Zeugnisse über ihn und seine Orden, Kevelaer 2009, 51.

Einh
eitsübersetzung der Hl. Schrift, Katholisches Bibelwerk, Stuttgart

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„Ich bin innerlich so unruhig in letzter Zeit. Ich bringe die Unruhe nicht weg“, erzählt mir jemand vor kurzem. Er ist verheiratet und hat nebenbei eine Freundin. Er spürt selbst, dass das nicht in Ordnung ist und er kann die Nebenbeziehung trotzdem nicht lassen. Die Unruhe bleibt.

Für mich ist es klar woher sein innerer Unfrieden kommt. Woher sonst, wenn nicht aus der Lebenslüge: er ist verheiratet und geht fremd. Wenn ich als Franziskaner und Priester nebenbei meine Affäre mit einer Frau hätte. Wie sollte ich da noch eine innere Ruhe haben mit so einer Lebenslüge. Denn ich habe es mir gut überlegt, diesen Weg der Ehelosigkeit zu gehen. Ich habe mich dann frei entschieden und versprochen, dass ich für ein Leben lang als Franziskaner ehelos und keusch leben will. Ich bin überzeugt, vieles von innerer Unruhe kommt auch davon, dass sich Menschen in einer Lebenslüge befinden. Wer sich was vormacht, wer gegen seine Versprechen handelt, wer überhaupt gegen die Gebote Gottes lebt, der kann keinen inneren Frieden haben. Denn der Mensch ist ein Projekt Gottes. Er ist geschaffen um ehrlich und liebevoll zu leben. Erst wenn der Mensch das tut, ist er ganz Mensch, ist er im inneren Frieden.

Dabei denke ich an die Worte Jesu: „Der Friede sei mit euch“ (vgl. Joh 20,19). Er sagt dies wiederholt als er nach seinem Tod den verängstigten Jüngern erscheint. Das ist eine seiner ersten Botschaften. Mit der Auferstehung Jesu beginnt was ganz Neues. Die Auferstehung ist der Angelpunkt des christlichen Glaubens. Jesus wünscht als Erstes gleich den Frieden. Für mich heißt das: Der Auferstandene will mir den Frieden, die innerer Ruhe schenken. Dieser Friede kommt von der rechten Lebenshaltung. Ich merke bei mir selbst. Ich bin dann im inneren Frieden, wenn ich ehrlich bin, wenn ich echt lebe, wenn ich bereit bin, mich allen Menschen liebevoll zuzuwenden. Der Friede kommt von einer liebevollen Lebenshaltung.

Der Friedenswunsch Jesu ist für mich nicht nur eine leere Worthülse. Da steckt was drinnen. Denn der Glaube an Jesus den Auferstandenen der macht mich stark, echt und liebevoll zu leben. Dieser Glaube hilft mir alles zu überwinden, was mich in dieser Welt zur Falschheit, zur Lebenslüge verführen will. Ein Leben in Lüge, in Egoismus nennt die Bibel auch Leben im „Fleisch“ oder Leben in der „Welt“. Das ist für uns eine ungewohnte Bezeichnung. Denn „Welt“ ist für uns meist neutral: weder schlecht noch gut. In der Heiligen Schrift wird „Welt“ auch als Gegensatz zum Leben mit Gott, leben nach den Geboten Gottes genannt. Deshalb sagt der Verfasser des Johannesbriefes: „Wer sonst besiegt die Welt, außer dem, der glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist?“ (1 Joh 5). Wenn ich an Jesus glaube, dann besiege ich die Welt. Das heißt: Dann bin ich stärker als alles Falsche, als alle Versuchung zur Lebenslüge. Deshalb kommt mir vom Glauben an den Auferstandenen auch der innere Frieden.

Ich weiß, dass das auch für Ehepaare gilt. Erst vor kurzem hat mir jemand erzählt, der zuerst mit verschiedenen Frauen zusammen gelebt hat: „Jetzt bin ich schon 30 Jahre mit meiner Frau, die ich geheiratet habe zusammen. Das ist möglich, weil wir miteinander beten.“ Ich glaube, dass der Auferstandene uns den Frieden schenken kann, weil er in uns bewirkt, dass wir den Weg echter Liebe gehen.

Ich denke da auch an die ersten Christen. Sie haben etwas von dieser Kraft des Auferstandenen erlebt. Sie haben das gelebt, was inneren Frieden schenkt. Sie waren liebevoll miteinander verbunden. Wie die Apostelgeschichte berichtet: „Die Gemeinde der Gläubigen war ein Herz und eine Seele“ (vgl. Apg 4,32a).

Diesen Frieden, den der Auferstandene mir schenkt, den will ich immer mehr erleben. So wie es auch der Heilige Franziskus von Assisi getan hat. Er ist ja ein Symbol des Friedens. Für Franziskus hatte der Friede einen Zusammenhang mit einer Beziehung zu Jesus. Wer an Jesus glaubt, der muss auch in sich den Frieden haben, betont Franziskus. Er schreibt in einer Ermahnung: „Jene sind in Wahrheit friedfertig, die bei allem, was sie in dieser Welt erleiden, weil sie Jesus lieben, in Geist und Leib den Frieden bewahren“ (vgl. Erm 15,2). Wer auf Jesus wirklich ausgerichtet ist, der sollte auch inneren Frieden haben. Das war für Franziskus klar.

Ich bitte Jesus, dass er allen hilft, die in einer Lebenslüge leben, wieder ihren inneren Frieden zu finden. Ich bitte Jesus dass er dir und mir den Frieden schenkt. Denn der Gruß des Auferstandenen gilt mir und auch dir: „Der Friede sei mit euch“ (vgl. Joh 20,19).