Müssen wir in Zukunft mit unseren Steuern die leeren Kassen auffüllen, die die Finanzspekulanten ausgeraubt haben. Die momentane internationale Finanzpolitik ist ein Skandal. Ich wünsche mir, dass vor allem die Spekulanten und die Banken ihren Beitrag, ihre Steuer zahlen, damit es auch den einfachen und armen Menschen besser geht.
Ich denke da an Jesus. Als er gefragt wird, ob man Steuer zahlen muss sagt er: „Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört“. Jesus fordert prinzipiell, dass jeder seine Steuern zahlt.
Er fügt noch hinzu: „Gebt Gott, was Gott gehört“ (vgl. Mt 22,21). Wir sind nicht nur der menschlichen Gemeinschaft was schuldig. Vor allem schulden wir Gott, dass wir ihn loben, dass wir ihn vor anderen loben, damit auch sie an Gott glauben und Gott danken. Ich möchte Gott geben was ich ihm Schuldig bin. Ich möchte Gott loben, vor anderen, mit meinem Leben und mit meinen Worten. Jesus ermutigt mich dazu, wenn er sagt: „Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und gebt Gott, was Gott gehört“ (vgl. Mt 22,21).
Lesejahr A, 29. Sonntag im Jahreskreis, Homilie, Br. Rene Dorer, Lienz
Bibelstellen: 1 Kön 19, 9a. 11-13a ; Ps 85 (84), 9-14; Röm 9,1-5 ; Mt 14, 22-33
Andere Literatur:
Bonaventura, Legenda Maior (= LM), hier: LM IX 4,5, in: Dieter Berg, Leonhard Lehmann (Hg.), Franziskusquellen, Die Schriften des heiligen Franziskus, Lebensbeschreibungen, Chroniken und Zeugnisse über ihn und seine Orden, Kevelaer 2009, 743.
Müssen wir in Zukunft mit unseren Steuern die leeren Kassen auffüllen, die die Finanzspekulanten ausgeraubt haben. Die momentane internationale Finanzpolitik ist ein Skandal. Das finde ich so und das drücken auch die vielen Demonstranten aus, die in diesen Tagen weltweit auf die Straßen gehen. Ich wünsche mir, dass vor allem die Spekulanten und die Banken ihren Beitrag, ihre Steuer zahlen, damit es auch den einfachen und armen Menschen besser geht.
Ich wünsche mir, dass jeder seine Steuer zahlt, um das Gesamtwohl zu fördern. Ich denke da an Jesus, der das Steuerzahlen prinzipiell von allen fordert. Er drückte das einmal so aus: „Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört“. Damit befürwortet Jesus prinzipiell, dass die Menschen ihren Beitrag für die Gesellschaft, den Staat leisten (vgl. Mt 22,17).
Doch Jesus fügt hinzu: „Gebt Gott, was Gott gehört“ (vgl. Mt 22,21). Das gefällt mir so an Jesus: Gott ist ihm wichtig. Er fragt sich vor allem: was muss ich Gott geben.
Mir fallen dazu die Opferriten ein, die es in vielen Religionen gegeben hat. Menschen wollten den Götter, beziehungsweise Gott etwas zurückgeben. Sie schlachteten meist Tiere und verbrannte sie vor Gott. Sie meinten damit, dass sie Gott etwas zurückgeben könnten. Denn sie allen spürten: Ich habe das Leben, die Welt nicht selbst gemacht. Das alles kommt von Gott, hat göttlichen Ursprung.
Auch die gläubige Hebräer versuchten Gott als Schuldbegleichung Opfer darzubringen: „Spendet Opfergaben“, singt der Gläubige im Psalm 96 (Ps 96,8). Gleichzeitig spürten schon damals Propheten: Die Opfer des Menschen, besonders die damals dargebrachten Tieropfer können nicht die Schuld des Menschen vor Gott begleichen. Dazu ist etwas nötig, was aus dem Innersten des Menschen kommt. Die Propheten forderten immer wieder auf: bringt Gott als Opfer euer Lob. Der Mensch müsse Gott loben, Gott begegnen. Nur so kann er seine Schuld vor Gott begleichend (vgl. Hos 6,6; Jes 1,11.13). Der Mensch muss dabei etwas von sich selbst geben, seine Aufmerksamkeit, sein Zeit.
Jesus sagt, die eigentliche Schuld des Menschen ist: er muss Gott geben, was Gott gehört. Gott gehört alles, der Kosmos, die Welt, der Mensch. Der Mensch muss vor allem sich selbst Gott geben. Der Mensch gibt sich Gott, wenn er sich für eine Beziehung mit Gott öffnet. Dass tut der Mensch auch wenn er beginnt Gott zu loben und zu danken und anderen vom eigenen Glauben zu erzählen. In diesem Sinn singt der gläubige Hebräer: Erzählt bei den Völkern von der Herrlichkeit Gottes. Verkündet bei den Völkern: Der Herr ist König (vgl. Ps 96,3.10ab).
Das ist die wichtige und gleichzeitig schwierige Art, wie wir unsere Schulden vor Gott begleichen können. Gott zu loben, und anderen unsern Glauben an Gott zu zeigen, andere zu Gott zu führen.
Der Heilige Franziskus hat Gott viel gelobt. Er wollte Gott auch das geben was er ihm schuldig ist: er wollten anderen von seinem Glauben an Jesus Christus erzählen.
Das hat er durch sein Reden und vor allem durch seinen vorbildlichen überzeugenden Lebensstil getan. Der Biograph Bonaventura berichtet über den Heiligen von Assisi: „Er predigte unermüdlich. Er hatte einen überschwänglichen Eifer, ein gutes Beispiel zu geben“ (vgl. LM IX 4,5).
Franziskus wollte Gott geben, was er ihm schuldete. Deshalb hat er Gott stark gelobt und anderen von seinem Glauben erzählt. Das möchte auch ich tun, denn ich möchte vor allem Gott geben was ihm schuldig bin.
Wie Franziskus kann ich auf die Kraft Jesus bauen, der mir hilft, meinen Beitrag vor Gott zu leisten. Gott zu loben ihn verkünden. Denn Jesus sagt: Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und gebt Gott, was Gott gehört (vgl. Mt 22,21).