Eine Ehescheidung, dann noch eine Krankheit und schließlich Depressionen haben ihn aus der Bahn geworfen. Er ist nun in Frühpension. Es ein Freund von mir. Er sagt mir: „Jetzt habe ich so viel Lebenserfahrung. Ich möchte diese irgendwie weiter geben“. Nach den vielen Niederlagen und Enttäuschungen findet dieser Mensch noch einen Sinn in all dem, was er erlebt hat. Das beeindruckt mich. Ich möchte auch gerade in schwierigen Situationen für mich ein Herausforderung, einen Sinn sehen.

Dabei denke ich an Jesus. Er sieht seinen Untergang, seinen Tot voraus und betet: „Vater ich bin in diese Stunde gekommen, damit dein Name verherrlicht wird“ (vgl. Joh 12,27-28). Mich fasziniert, wie Jesus in scheinbar aussichtslosen Situationen spürt: Mein Leben hat einen Sinn. Es hat was mit Gott zu tun. Gott soll in mir verherrlicht werden. Seine Kraft, sein Friede soll in mir spürbar werden. Ich bitte Jesus, dass auch ich gerade in unangenehmen Situationen überzeugt sein kann: Mein Leben hat einen Sinn. Ich bin da damit Gottes Kraft, Gottes Friede in mir sichtbar wird.

Lesejahr B, 5. Sonntag in der Quadragesima 2012, Homilie, Br. René Dorer

Bibelstellen: Jer 31:31-34; Ps 51(50), 3-4.12-15, Hebr 5:7-9; Joh 12:20-33

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Eine Ehescheidung, dann noch eine Krankheit und schließlich Depressionen haben ihn aus der Bahn geworfen. Er ist nun in Frühpension. Es ist ein Freund von mir. Vor kurzem sagte er: „Jetzt habe ich so viel Lebenserfahrung. Ich möchte diese irgendwie weiter geben. Ich möchte alles aufschreiben, damit auch meine Söhne mich verstehen und vielleicht daraus lernen können“.

Nach den vielen Niederlagen und Enttäuschungen findet dieser Mensch noch einen Sinn in all dem, was er erlebt hat. Das beeindruckt mich. Ich bin oft schon bedrückt wenn Kleinigkeiten daneben gehen. Dabei spüre ich doch, dass gerade schwierige Situationen für mich eine Chance sein können.

Ich denke da auch an Jesus. Er sieht seinen Leidensweg voraus. Es war für ihn nicht gemütlich. Viele haben ihn nicht verstanden. Er konnte sich schon ausrechnen, dass die Menge ihn beseitigen will. Im Blick auf den Untergang, der ihn erwarten sollte, scheint er mir verzagt. „Meine Seele ist erschüttert“, sagt er den Jüngern Philippus und Andreas (vgl. Joh 12,27). Er hat Angst. Er spielt sogar mit dem Gedanken, dass er Gott bitten könnte, ihn aus dieser belastenden Situation zu retten. Er fragt sich: „Was soll ich sagen: Vater rette mich aus dieser Stunde?“. Doch Jesus spürt gleich: Ich habe einen Auftrag, auch wenn die Situation schwierig wird. „Deshalb bin ich in diese Stunde gekommen. Vater verherrliche deinen Namen“ (vgl. Joh 12,27-28).

Jesus sieht einen Sinn in seinen schweren Stunden. Er muss Gott verherrlichen. Gott, der Vater, soll im Leben Jesu zur Geltung kommen. Gott soll seine Schönheit, sein Macht der Liebe sichtbar machen gerade in dunklen Stunden.

Für mich lebt Jesus das, was schon Jeremia voraus gesagt hat. Der Bote Gottes prophezeite eine Epoche, in der die Hebräer in einer ganz neuen Einheit mit Gott leben können: „Seht, es werden Tage kommen – Spruch des Herrn – in denen ich mit dem Haus Israel und dem Haus Juda einen neuen Bund schließen werde“ (vgl Jer 31,31). Gott will eine neue Verbindung mit den Menschen eingehen. Jesus lebt für mich diese neue Verbundenheit mit Gott, dem Vater. Denn Jesus zeigt gerade in schwierigen Situationen, dass er ganz auf Gott ausgerichtet ist. Das ist der große Sinn seines Leben. Jesus erlebt selbst, dass sein Kontakt mit Gott ihn verändert. Mir fällt dazu der Apostel Paulus ein. Er schreibt: „Christus hat mit lautem Schreien und unter Tränen Gebete und Bitten vor den gebracht, der ihn aus dem Tod eretten konnte, und er ist erhört und aus seiner Angst befreit worden“ (vgl. Hebr. 5,7). In seinen schweren Augenblicken hat Jesus zu Gott geschrien. Er hat erlebt, dass Gott bei ihm ist, dass er ihm hilft, dass er ihn von Ängsten befreit. Genau das kann ich von Jesus lernen.

Er hat als Mensch ganz auf Gott gebaut. Er hat erlebt, wie Gott ihm geholfen hat. So wurde Jesus in schwierigen Situationen ein Ort, wo die Kraft Gottes sich zeigte, wo ein Gott sichtbar wurde, der dem Menschen hilft.

Ich baue auf Jesus. Er ist nicht nur ein menschliches Vorbild für mich. Er ist mein göttlicher Helfer. Er kann mir beistehen, dass ich immer mehr lerne in den alltäglichen Situationen einen tiefen Sinn zu finden. Dazu gehört für mich, dass ich den Namen Gottes verherrliche. Das heißt: Gerade in schwierigen Situationen soll in mir die Kraft Gottes, der Friede, die Hoffnung stark sein. Dabei hilft mir Gott. Er erhört meine Gebete. Er macht mich zum Ort seiner Kraft und Liebe. Das können die Menschen an mir feststellen. So bekommt mein Leben Sinn.

Der Heiligen Franziskus von Assisi zeigt es mir vor, wie es möglich ist, so zu leben. Franziskus hat viele Schwierigkeiten erlebt. Es gab viele Spannungen in seiner Bruderschaft in der Entwicklung des neuen franziskanischen Weges. Er litt auch unter einer schweren Krankheit. Doch er fand den Sinn seines Lebens bei Jesus. Jesus half ihm weiter zu gehen, in Liebe durchzuhalten. Jesus machte Franziskus zu einem Ort, an dem die Herrlichkeit Gottes, der Friede, die Liebe sichtbar wurde, gerade in den Schwierigkeiten.

Ich bitte Jesus, dass er mir helft in auch in belastenden Situationen Sinn zu finden. Ich möchte auch ähnlich wie Jesus beten: „Vater, ich bin ihn diese Stunde gekommen, damit dein Name verherrlicht wird“ (vgl. Joh 12,27-28).