„Ich bin ohne Glauben aufgewachsen. Erst vor drei Jahren habe ich durch meinen Freund zum christlichen Glauben gefunden“, erzählt mir eine belgische Studentin zu Pfingsten in Salzburg. „Seitdem ich glaube, erlebe ich: Ich habe die Liebe immer bei mir“, sagt sie mir. Video, Audio (direkt), podcast, Audio („Mehr“-Variante)Ihre Aussage hat mich getroffen. Weil auch andere zuhörten, war es mir zu peinlich weiter nachzufragen.
Wie kann sie den Glauben als Liebe erfahren? Hat sie im Rahmen ihres Glaubensweges Menschen getroffen, die ihr freundlicher begegnet sind, als sie es sonst gewohnt war? Oder kann sie an einen Gott glauben, der unsichtbar da ist in ihrem Alltag, der liebevoll auf sie schaut, bei dem sie sich geborgen fühlt? An so einen Gott glaube ich. Ähnlich, wie ihn der Prophet Hosea verkündet. Er ahnt, dass Gott sagen will: Ich bin da für euch und sorge für euch wie Eltern, die ihr Baby an die Wange heben (vgl. Hos 11,4).
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Lesejahr B, Herz Jesu Sonntag, Homilie 2012, Homilie, Br. René DorerDorer
Bibelstellen: Hosea 11,1.3-4.8c-9; Jes 12, 2.3 u. 4bcd.5-6; Eph 3,8-12.14-19; Joh 19,31-37
Andere Literatur:
Die Dreigefährtenlegende (= Gef), hier: Gef 13,7, in: Dieter Berg, Leonhard Lehmann (Hg.), Franziskusquellen, Die Schriften des heiligen Franziskus, Lebensbeschreibungen, Chroniken und Zeugnisse über ihn und seine Orden, Kevelaer 2009, 619.
Einheitsübersetzung der Hl. Schrift, Katholisches Bibelwerk, Stuttgart
mehr: Audio („Mehr“-Variante)
„Ich bin ohne Glauben aufgewachsen. Meine Eltern hat der Glaube überhaupt nicht interessiert“, erzählt mir eine niederländische Studentin zu Pfingsten 2012 in Salzburg. „Vor drei Jahren habe ich durch meinen Freund zum christlichen Glauben gefunden“, fährt sie fort. Ich hab sie gefragt: „Hat sich für dich was geändert, seit dem du den Weg des Glaubens gehst?“. Sie antwortete: „Ja, seit dem ich glauben kann, erlebe ich: Ich habe die Liebe immer bei mir“.
Wie kann sie den Glauben als Liebe erfahren? Hat sie im Rahmen ihres Glaubensweges Menschen getroffen, die ihr freundlicher begegnet sind, als sie es sonst gewohnt war? Oder kann sie an einen Gott glauben, der unsichtbar da ist in ihrem Alltag, der liebevoll auf sie schaut, bei dem sie sich geborgen fühlt?
An so einen Gott glaube ich. Ähnlich, wie ihn der Prophet Hosea verkündet. Er ahnt, dass Gott sagen will: „Ich war da für sie wie die Eltern, die den Säugling an ihre Wangen heben.“ (vgl. Hos 11,4). Wer weiß, wie viel Liebe gute Eltern für ihr Baby haben, der kann davon ableiten, wie viel mehr Gott den Menschen liebt. Es ist ein Gott, der nicht mit Zorn (vgl. Hos 11,9) reagiert, wenn die Menschen sich von ihm abwenden. So behauptet es der Prophet Hosea. Gott kommt auf die Menschen zu wie Eltern, die ihr Baby liebkosen. Dieses Bild von einem zärtlichen Gott trifft mich sehr.
So ein Gott, der auf die Sehnsucht des Menschen nach Liebe antwortet, muss den Menschen glücklich machen. Die Freude über so einen Gott kommt für mich in einem Lied des Propheten Jesaja zum Ausdruck: „Meine Stärke und mein Lied ist der Herr. Dankt dem Herrn … jauchzt und jubelt“ (vgl. Jes 12,2.4.6).
Dieser Gott, der den Menschen zum Jubeln bringt, weil er den Menschen freundlich begegnet, der zeigt mir sein Gesicht in Jesus von Nazareth.
Der Evangelist Johannes berichtet vom toten Jesus, der am Kreuz hängt. Ein Soldat sticht mit der Lanze ins das Herz Jesu. Wasser und Blut rinnen heraus“. Für mich ist das geöffnete Herz Jesus ein Zeichen für seinen Tot und gleichzeitig ein Zeichen für seine Art des Sterbens. In seiner extremsten Krisenstunde seines Lebens am Kreuz verhält sich Jesus freundlich und voll Vertrauen auf Gott. Denn er betet für seine Mörder und er vertraut sein Schicksal ganz Gott, seinem Vater im Himmel an. Das ist für mich absolute Liebe. Es ist die Liebe, von der schon der Prophet Hosea gesprochen hat. Die Zuwendung, die auf Ablehnung nicht mit Zorn antwortet, sondern die wie die Zärtlichkeit von Eltern ist, die ihr Baby an ihre Wange schmiegen, auch wenn es sich vielleicht mal zornig verhält.
Die Liebe, die in Jesus ist, ist für mich so immens, sie ist göttlich, sie ist Gott. Für mich ist es Gott selbst, der hier erlebbar wird. Das ist auch der Glaube der Christen. Von dieser enormen Zuwendung die in Jesus ist schreibt auch der Heilige Paulus an die Christen von Ephesus: „Die Liebe Christi ist mehr als alle andere Erkenntnis“ (vgl. Eph 3,19). Diese Liebe sollen die Christen immer besser verstehen. „Ihr sollt fähig sein, die Länge und Breite, die Höhe und Tief zu ermessen und die Liebe Christi zu verstehen“, wünscht Paulus seinen Schwestern und Brüdern im Glauben. Es geht Paulus darum, dass auch ich Jesus Christus kennenlerne und das unvorstellbare Potential, dass er in sich hat, die Liebe.
Ich möchte immer mehr diese Liebe kennen lernen, die ich bei Jesus, dem Gekreuzigten, finde. Dazu ermutigt mich auch Franziskus von Assisi hat gerade beim Gebet vor dem Gekreuzigten immer mehr verstanden, dass Jesus nur Liebe ist. Sehr oft hat er in seiner Jugend zu Jesus gebetet. Das hat er auch immer wieder getan vor dem Kreuzbild in der Kirche San Damiano bei Assisi. Einmal hat Jesus vom Kreuz herab zu ihm gesprochen. „Liebevoll und gütig“ waren die Worte Jesu, so berichtet die Dreigefährtenlegende (vgl. Gef 13,7).
Franziskus hat gespürt, wie von dem Gekreuzigten eine Wärme ausgegangen ist, die ihn erfüllt. Dass die Liebe, die in Jesus ist, so wichtig ist, will die Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu bewusst machen. In unserem Land Tirol haben sich schon seit Ende des 18. Jahrhunderts immer mehr Gläubige dem Herzen Jesu geweiht. Mit anderen Worte, sie haben sich der Liebe Jesu anvertraut. Jedes Jahr anlässlich des Herz-Jesu-Festes erneuern Gläubige in unserem Land die Weihe an das Herz Jesu. Das heißt, sie vertrauen sich ganz der Liebe Jesu an. Sie wollen sich in dieser Kraft der göttlichen Freundschaft aufgehoben wissen.
Auch ich will mich immer wieder Jesus anvertrauen, mich seinem Herzen weihen. Denn ich möchte selbst immer mehr erleben, was mir die belgische Studentin in Salzburg gesagt hat: „Ich habe die Liebe immer bei mir“.
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