Voll Wut demonstrierten Griechen in den vergangenen Tagen vor dem Parlamentsgebäude in Athen.
Genug gespart, meinen sie.
Sie finden die Sparpläne der Regierung ungerecht.
Nur wenn Griechenland ein radikales Sparprogramm durchsetzt,
wird es Unterstützung von außen erhalten,
wird es seinen Staatshaushalt sanieren können.
Nur mit Verzichten kann das größere Ganze funktionieren:
ein Staat, eine große Staatengemeinschaften wie die EU.
Gerade diese großen Gemeinschaften brauchen wir,
um gemeinsam an einer gerechten, friedlichen Zukunft zu arbeiten.
Nur wer verzichten lernt,
kann das größere Glück finden.
In dieser Richtung spricht auch Jesus:
„Wer das Leben um meinetwillen verliert,
wird es gewinnen“ (Joh 10,39b).
Was meint Jesus damit?
Wenn wir eine ganz bestimmte Lebensart verzichten,
wenn wir auf ein Leben verzichten,
das nicht Gott entspricht.
Wenn wir verzichten auf eine Lebenshaltung,
die uns schadet,
die andere unterdrückt und ausnützt,
wenn wir verzichten auf ein Leben ohne Gott,
auf ein Leben in Sünde,
dann erst werden wir das wahre Glück,
das schöne Leben finden.
Franziskus von Assisi hat diesen Verzicht gewagt.
Das alte Leben,
das er verlieren wollte,
nennt er „Leben in Sünde“.
Dafür hat er das neue Leben gefunden:
ein Leben mit Christus,
ein Leben mit Gott,
ein Leben voll Geist des Miteinanders.
Das wahre Glück.
Bitten wir Jesus,
dass wir Leben verlieren lernen,
auf ein Leben in Egoismus und Gottlosigkeit verzichten,
damit wir das Leben mit Gott,
das Glück finden.
Denn Jesus sagt:
„Wer das Leben um meinetwillen verliert,
wird es gewinnen“ (Joh 10,39b).
Lesejahr A, 6. Ostersonntag, Homilie, Br. Rene Dorer, Lienz
Bibelstellen: 2 Kön 4,8-11. 14-16a; Ps 89 (88), 2-3.16-19; Röm 6, 3-4. 8-11; Mt 10, 37-42
Andere Literatur:
Franziskus von Assisi, Das Testament (=Test), hier: Test 1, Grau Engelbert (Hg.), Leben und Schriften der Heiligen Klara, Dietrich-Coelde-Verlag 71997, 59
Mehr
Voll Wut demonstrierten Griechen in den vergangenen Tagen vor dem Parlamentsgebäude in Athen.
Genug gespart, meinen sie.
Sie finden die Sparpläne der Regierung ungerecht.
Nur wenn Griechenland ein radikales Sparprogramm durchsetzt,
kann der Staatshaushalt saniert werden,
das stellen Wirtschafts- und Finanzfachleute fest.
Sparen muss der Staat
durch Einsparung bei den Ausgaben
und durch Privatisierungen.
Sparen muss jeder Einzelne an der Basis,
auch durch Abgabe von Steuerbeiträgen
in einem reformierten Steuersystem.
Die Griechen müssen verzichten lernen auf einen Lebensstil,
der ohne Rücksichtnahme auf einen gesunden Staatshaushalt läuft.
Nur dann wird das große Ganze ihres Staates,
ja der Europäischen Gemeinschaft funktionieren.
Wir brauchen heute funktionierende Staaten,
wir brauchen, die große Staatengemeinschaften wie die EU,
um die Herausforderungen,
die auf uns zukommen, gemeinsam zu meistern.
Nur gemeinsam können wir an einer gerechten, friedlicheren Zukunft auf diesem Planeten arbeiten.
Damit wir den großen, gemeinsamen Erfolg einer Weltgemeinschaft erhalten,
müssen wir lernen,
aufeinander Rücksicht zu nehmen.
Das fordert von uns auch Verzicht auf einen unnötigen Luxus auf Kosten anderer.
Das fordert von uns Verzicht auf ein Leben ohne Rücksicht auf andere.
Nur wer verzichten lernt,
kann das größere Glück finden.
In dieser Richtung spricht auch Jesus:
„Wer das Leben um meinetwillen verliert,
wird es gewinnen“ (Joh 10,39b).
Wenn der Mensch sein Leben verliert,
dann gewinnt er Leben.
Was meint Jesus damit?
Das heißt zuerst:
Wer wegen seinem Glauben an Jesus,
bereit ist auf sein Leben zu verzichten,
das heißt bereit ist,
sich sogar töten zu lassen,
der gewinnt das ewige Leben.
Diese Worte Jesu haben Christen in allen Jahrhunderten Mut gemacht,
den Glauben zu bekennen,
auch wenn ihnen dafür der Tot angedroht wurde.
Auch heute werden Christen in vielen Ländern verfolgt,
und wegen ihres Glaubens getötet,
im Irak, in Pakistan, in Nordkorea und in anderen Nationen.
Etwa zwei Drittel der Glaubensverfolgungen weltweit treffen Christen.
Leben um Jesu-Willen verlieren,
und dabei das Leben gewinnen,
hat auch Bedeutung für unseren Alltag,
auch wenn wir nicht gleich für unseren Glauben getötet werden.
Leben verlieren,
bedeutet hier auch,
auf Leben verzichten,
auf eine ganz bestimmte Art zu leben verzichten.
Wir müssen auf ein Leben verzichten,
das nicht Gott entspricht,
das nicht dem Gebot Jesu entspricht,
dem Gebot der Liebe.
Wenn wir verzichten auf eine Lebenshaltung,
die uns schadet,
die andere unterdrückt und ausnützt,
wenn wir verzichten auf ein Leben,
das ohne Gebet, ohne den Blick auf Gott stattfindet,
dann verzichten wir auf eine gewisse Art zu Leben,
verlieren wir ein Leben in Sünde.
Wir gewinnen gerade dadurch das wahre Leben.
Kurz gesagt, wir müssen auf ein Leben in Sünde verzichten.
Denn erst ein Leben in Liebe,
ein Leben mit Gott,
das macht den Menschen richtig groß und schenkt dem Menschen Wohlergehen.
So drückt es der Psalm 89 aus:
„Wohl dem Volk, das dich , Herr, als König zu feiern weiß!
Sie freuen sich über deinen Namen zu jeder Zeit
Denn du bist ihre Schönheit und Stärke“ (vgl. Ps 89,16-18).
Zu diesem Leben mit Gott führt uns Jesus,
wie Paulus im Brief an die Christen von Rom schreibt:
„Wir sind mit Christus auferstanden zum neuen Leben.
Wir sind dem Leben in Sünde gestorben,
wir müssen als neue Menschen leben,
mit Christus, in Christus ein Leben für Gott leben“ (vgl. Röm 6,3-4.8-11).
Franz von Assisi hat die Entscheidung getroffen,
sein altes Leben zu verlieren:
Er hat das größere und bessere Leben entdeckt,
das wahre Glück,
ein Leben mit Gott,
ein Leben im Frieden.
Christus selbst hat ihn zu diesem neuen Leben geführt.
In seinem Testament schaut er auf seine erste Lebensphase zurück.
„Als ich noch in Sünden lebte …“, so schildert er sein Leben in Suche nach bloß irdischer Karriere, ein Leben im Egoismus, in Gott-vergessenheit (Test 1).
Die Wende in seinem Leben schildert er so:
„Ich hielt eine Weile inne und verließ die Welt“ (Test 1).
Franziskus hat die Welt verlassen,
er hat auf seine alte nur Welt- und Ego-besessene Lebensweise verlassen.
Er hat diese sündige Lebensweiser verloren.
Dafür hat er das neue größere Leben mit und für Gott erlangt.
Bitten wir Jesus,
dass er uns den Elan gibt,
dass wir das Größere Ganze in unsere Leben suchen,
das wir bereit sind auch auf manches zu verzichten,
um eine größere gute Gemeinschaft zu bauen,
mit der wir die globalen Herausforderungen beweltigen können.
Bitten wir Jesus,
dass wir ein Leben mit Gott und für Gott finden,
ein Leben in Liebe.
Denn Jesus sagt:
„Wer das Leben um meinetwillen verliert,
wird es gewinnen“ (Joh 10,39b).