Jetzt ist die Kälte auch bei uns im Franziskanerkonvent Telfs bis in die Mauern eingedrungen. Wir haben – Gott sei Dank – eine gute Heizung. Ich denke da auch an all die, die jetzt irgendwo frieren, weil sie sich die Heizungskosten nicht leisten können, weil sie kein gescheites Haus haben.

Ich denke da noch an eine andere Kälte, die mir sehr unangenehm ist: Es ist die Kälte der Menschenverachtung und Grobheit in dieser Welt. Vor dieser Kälte kann ich mich schützen. Gott hat mir ein Haus gebaut. Ich glaube, dass Jesus Christus für mich wie ein schützendes Haus ist. Denn er hilft mir, dass ich mich nicht von der Grobheit dieser Welt anstecken lasse und so nicht innerlich erfriere. Auch Franziskus von Assisi wollte immer wieder in das Haus Jesu eintreten. Deshalb hat er den Kontakt zu Jesus auch im Gebet gesucht. Ich will mich auch mit diesem Jesus verbinden, zu ihm beten, ihn zu Weihnachten feiern. Denn er ist das schützende Haus, das Gott mir schenkt (vgl. 2 Sam 7,11).

Lesejahr B, 4. Adventsonntag 2011, Homilie, Br. Rene Dorer

Bibelstellen: 2 Sam 7, 1-5.8b-12.14a.16, Ps 89 (88), 2-3.20a u. 4-5.27 u. 29; Röm 16, 25-27; Lk 1, 26-38

Andere Literatur: Thomas von Celano, 1. Lebensbeschreibung des Hl. Franziskus (=1 C),  hier: 1 C 71,3, in: Dieter Berg, Leonhard Lehmann (Hg.), Franziskusquellen, Die Schriften des heiligen Franziskus, Lebensbeschreibungen, Chroniken und Zeugnisse über ihn und seine Orden, Kevelaer 2009, 242.

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Jetzt ist die Kälte auch bei uns im Franziskanerkonvent Telfs bis in die Mauern eingedrungen. Wir haben – Gott sei Dank – eine gute Heizung. Wie angenehm ist es für mich, wenn ich draußen die kalte Schneelandschaft sehe und drinnen im Haus in der Wärme arbeiten kann. Da denke ich auch an all die, die jetzt irgendwo frieren, weil sie sich die Heizungskosten nicht leisten können, weil sie kein gescheites Haus haben, in dem sie vor der Kälte geschützt sind.

Da ist es dem König David vor 3000 Jahren damals sicher besser gegangen. „Ich wohne in einem Haus aus Zedernholz“, sagt er stolz (vgl. 2 Sam 7,2). Dieses Gebäude war sicher auch in den kalten Wintermonaten etwas wärmer als ein Zelt. David dachte auch an einen anderen, der kein Haus hatte. Er meinte: „Die Lade Gottes aber wohnt in einem Zelt“ (vgl. 2 Sam 7,2). Die Lade Gottes war ein zentrales religiöses Symbol bei den Juden. In ihr waren die Tafeln der zehn Gebote Gottes. Wo die Lade Gottes war, da war Gott selbst, so glaubten die Hebräer. David wollte somit für Gott selbst ein Haus bauen. „Du willst mir ein Haus bauen. Ich bin überall mit dir gewesen“, sagte ihm Gott durch den Propheten Natan (vgl. 2 Sam 7,5.9). Gott will wohl nicht in einem von Menschenhand gebautem Haus wohnen. Gott braucht kein Haus. Er ist überall.

„Ich werde dir ein Haus bauen“, verkündet Gott durch den Propheten Natan. Gott selbst will David ein Haus bauen. Er sagt auch wie dieses Haus aussehen wird: „Das Königtum deines Sohnes soll auf ewig Bestand haben“ (vgl. 2 Sam 7,11.14). Das Königtum, die Regierungsmacht von David und seinen Nachfolgern, soll immer bleiben. Das ist das Haus, das Gott für David baut. Ein König, ein Regierender, der seine Aufgabe gut macht, wird seinem Volk gute Lebensbedingungen sichern. Er wird das Volk vor Feinden verteidigen, er wird sich kümmern, dass seine Leute Arbeit haben und versorgt sind. Das ist dann wie ein Wohnort, wie ein schützendes Gebäude, in dem sich leben lässt.

Diesen Schutz, das Haus eines starken, ewigen Königs haben die Hebräer zur Zeit Jesu erwartet. Auch Maria hoffte mit ihren Zeitgenossen auf diesen ewigen König. Maria hat wohl gestaunt als ihr ein Engel sagte: Du wirst einen Sohn gebären, seine Herrschaft wird kein Ende haben (vgl. Lk 1,33). Hat Maria da an David gedacht, dem Gott versprochen hat, dass er ihm ein Haus baut, indem er seinen Nach Nachkommen als einen ewigen Herrscher einsetzen wird.

Ich glaube, dass Jesus das Haus ist, das Gott David versprochen hat. Ich glaube, dass Jesus für jeden ein sicheren Wohnort sein kann. Denn Jesus kann uns vor der Kälte der Grobheit in dieser Welt schützen. Du Träumer, wird mancher sagen, soll Jesus vor dem Bösen in dieser Welt schützen können. Warum ist die Welt dann immer noch so grob. Ich glaube, dass es nicht an Jesus liegt, sondern an den Menschen, die nicht wirklich in das schützende Haus Jesu eintreten. Denn ich erlebe: Jesus hat Macht mir gute Gedanke zu schenken, er gibt mir den Spirit, der mich liebevoll handeln lässt. Dazu muss ich mich aber täglich bemühen mit Jesus in Kontakt zu bleiben.

Diesen Glauben stärkt in mir auch der Heilige Paulus. Er spricht von der Macht Gottes, die zu uns durch die Botschaft von Jesus kommt. Er schreibt in seinem Brief an die Römer: „Ehre sei dem, der die Macht hat, euch Kraft zu geben, gemäß der Botschaft von Jesus Christus“ (vgl. Röm 16,25). Gott bietet uns das schützende Haus an: Seine Macht mit der er uns Kraft gibt: Kraft für ein liebevolles Dasein. Das ist die Botschaft Jesu, das ist die Realität, die er uns bringt. So wird Jesus für mich zum Haus, das Gott mir baut. Deshalb will ich mich bei Jesus bergen, mit Jesus leben.

Franziskus wollte auch Zuflucht bei Jesus suchen, deshalb hat er sich sehr oft zum Gebet zurückgezogen. Deshalb suchte er auch einsame Orte, um zu beten: „In Felsenklüften nistete er und in Steinhöhlen war sein Aufenthalt“, schreibt der Franziskusbiograph Thomas von Celano (vgl. 1 C 71,3).

In dieser Adventszeit möchte ich noch mehr den suchen, der für mich ein Haus ist, dass mich vor der Kälte der Grobheit schützt. Denn Jesus ist immer mächtig, mir Kraft der Liebe zu schenken. Von ihm sagt ja der Engel zu Maria: Die Herrschaft deines Sohnes wird kein Ende haben (vgl. Lk 1,33).