„Was kommt auf mich zu, wenn die Pleite Griechenlands und Italiens die ganze Weltwirtschaft zusammenbrechen lässt. Geht es mir jetzt auch an den Kragen, oder wird es weltweit gewalttätige Unruhen geben“, frage ich mich. Hinter dem Scheitern in der Weltwirtschaft steht menschliches Fehlverhalten.„Der Mensch ist eben mal egoistisch, die Leute machen sich gegenseitig fertig. Auch ich werde wohl bald mal Opfer von irgendwelchen Bestien werden“, sagen einige.
Ich denke an Jesus. Er macht deutlich, dass der Mensch es selbst in der Hand hat, ob aus seinem Leben was wird oder nicht. Jesus macht das deutlich mit dem Gleichnis von den Talenten. Drei Diener bekommen Geld, Silber-Talente. Das war damals eine Währung. Einer versteckt das Geld und wird am Ende bestraft. Zwei wirtschaften damit und finden ein glückliches Ende (Mt 25, 14-30). Jesus sagt mir mit diesem Gleichnis: Du kannst was aus deinem Leben machen, du kannst am Ende was Positives rausholen. Es liegt in deiner Hand. Ich glaube, dass ich viel aus meinem Leben machen kann, ich glaube, dass wir unsere Welt in eine gute Zukunft führen können. Ich glaube, dass Jesus uns dabei hilft.
Lesejahr A, 33. Sonntag im Jahreskreis, Homilie, Br. Rene Dorer, Lienz
Bibelstellen: Spr 31:10-13.19-20.30-31; Ps 128 (127), 1-5, 1 Thess 5:1-6; Mt 25:14-30
Andere Literatur:
Hl. Franziskus von Assisi, Brief dan die Lenker der Völker (= Lenk), hier: Lenk 3, in: Dieter Berg, Leonhard Lehmann (Hg.), Franziskusquellen, Die Schriften des heiligen Franziskus, Lebensbeschreibungen, Chroniken und Zeugnisse über ihn und seine Orden, Kevelaer 2009, 136-137.
Lange Version:
„Was kommt auf mich zu, wenn die Pleite Griechenlands und Italiens die ganze Weltwirtschaft zusammenbrechen lässt? Geht es mir jetzt auch an den Kragen, oder wird es weltweit gewalttätige Unruhen geben“, das frage ich mich in diesen Tagen. Hinter dem Scheitern in der Weltwirtschaft steht menschliches Fehlverhalten. „Der Mensch ist eben egoistisch, die Leute machen sich gegenseitig fertig, wir gehen alle zusammen auf einen Abgrund zu“, meinen einige.
Bin ich den Gesetzen diese Welt, dem Egoismus hilflos ausgeliefert. Ich denke da an Jesus. Er macht deutlich: Der Mensch hat sein Schicksal selber in der Hand. Er erzählt dazu das Gleichnis von den Talenten. Das gibt es drei Diener, die ein gewisses Kapital von Silbertalenten anvertraut bekommen. Talente waren damals ein Währung. Einer von den Dienern versteckt sein Geld, er wirtschaftet nicht damit. Das endet für ihn mit dem Ruin. Am Ende lauert der Ruin auf ihn. Sein reicher Auftragsgeber lässt ihn bestrafen. „Werft den nichtsnützigen Diener in die äußerste Finsternis hinaus“, sagt der. Der Grund für dieses tragische Ende ist: Der Diener hat mit dem Kapital seines Herrn nicht gut gewirtschaftet.
Ganz anders geht es zwei anderen Dienern, sie machen was aus dem anvertrauten Kapital. Am Ende werden sie dafür übermäßig belohnt. „Du bist im Kleinen ein treuer Verwalter gewesen, ich will dir eine große Aufgabe übertragen. Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn!“, lautet das Urteil ihres Herrn (vgl. Mt 25,23).
Mit diesem Gleichnis will Jesus nicht zuerst zu einem produktiven Umgang mit finanziellen Kapital auffordern, das ist mir klar. Es geht ihn um einen anderen Erfolg. Er will, dass der Mensch mit dem, was ihm anvertraut ist, so umgeht, das am Ende was Positives raus kommt.
Es läuft gut, es kommt was Gutes raus im Leben des Menschen, davon spricht der Psalm 128: „Wohl dir, es wird dir gut ergehen“ (vgl. Ps 128 (127), 2). Diese Glückwunsch wird dem Menschen gesagt, der Gott fürchtet, der versucht im Sinne Gottes zu leben.
Das Leben gelingt letztlich dem Menschen, der Gott fürchtet. Dem Menschen, der Ehrfurcht, Respekt vor Gott hat, der Gott sucht und auf Gott hört. Der Mensch der auf Gott ausgerichtet ist, ist auf die Liebe ausgerichtet, auf Freundschaft. Denn das ist der Gott, wie ihn die Heilige Schrift uns zeigt. Er ist Liebe, er ist Freundschaft. Wenn ich vor diesem Gott Ehrfurcht habe, wenn ich auf diesen Gott ausgerichtet bin, auf Liebe auf Licht, dann wird was Gutes rauskommen in meine Leben.
Vor Gott Ehrfurcht haben, mit Gott in Beziehung stehen heißt: Sohn Gottes, Sohn und Tochter des Lichtes zu sein. Besonders Christen, Menschen, die an Jesus glauben können das leben, erleben. Das behauptet der Heilige Paulus an die Christen von Thessaloniki: „Ihr alle seid Söhne des Lichts“. Ich glaube: Weil ich an Jesus glaube, auf ihn vertraue, auf ihn höre, deshalb bin ich Sohn des Lichts. Das gilt für alle Frauen und Männer, Mädchen und Buben. Das ist unser großes Kapital, das uns Gott anvertraut hat. Wir sind berufen, als Söhne und Töchter des Lichtes zu leben, und so dafür zu sorgen, dass unser Leben positiv gestaltet wird. So kann mein Leben gelingen.
Ich wünschte mir, dass alle Menschen als Söhne und Töchter des Lichtes leben. Denn das ist die Begabung, die Gott jedem anvertrauen will. Das ist das Kapital, das wir entfalten müssen, aus dem wir was machen müssen. Wenn wir Menschen das tun, dann werden wir Freundschaft und Gerechtigkeit fördern. Dann werden wir auch diese Welt bis hinein in die Wirtschaft menschlicher, gerechter gestalten.
Ich wünsche mir, dass vor allem ich bei mir anfange, mit dem Kapital meines Lebens gut zu wirtschaften, dass am Ende ein riesen Erfolg herauskommt. Dazu will ich täglich mehr als Sohn des Lichtes lebe, als ein Mensch der ganz auf Gott ausgerichtet ist, der Ehrfurcht hat vor Gott. Dazu bewegt mich auch das Beispiel des heiligen Franziskus von Assisi. In einem Brief an die Verantwortlichen der Gesellschaft schreibt er: „Lasst den Herrn nicht in Vergessenheit geraten und kommt nicht von seinen Geboten ab“ (vgl Lenk 3).
Ich bin froh, weil ich weiß, dass Jesus selbst mir hilft, dass ich das Kapital, das mir anvertraut ist, gut verwalten kann: nämlich meine Berufung als Sohn des Lichtes zu leben. Ich hoffe, dass es auch für mich und für uns alle am Ende ein positives Resümee für unser Leben gibt. So wie es bei den beiden guten Verwaltern im Gleichnis am Ende Lob und Belohnung gab, als ihr Herr zu ihnen sagte: „Du bist im Kleinen ein treuer Verwalter gewesen, ich will dir eine große Aufgabe übertragen. Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn!“, lautet das Urteil ihres Herrn (vgl. Mt 25,23).